Narbonne - Axat

Samstag, 12. September 2009  


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Frühstück in NarbonneNarbonne ist ein attraktives Städchen mit attraktiven Frauen. Eine davon arbeitet im Café gegenüber dem Bahnhof. In Anbetracht ihrer Schönheit eine himmelschreiende Ungerechtigkeit. Dies entschuldigt selbstredend ihre, sagen wir, etwas schroffe Art. Zudem haben wir zwei, der Pfälzer und ich, trotz unseres Charmes akut nicht das Zeug zu Traumprinzen, wie wir da zu früher Stunde in Radklamotte sitzen, übernächtigt von der Zugfahrt im Liegewagen - was mich anbelangt. Von den bestellten vier Croissants bringt sie zwei. Mehr gebe es nicht, sagt sie - auf Nachfrage. Was soll sie sich auch wegen uns abmühen? Nun gut, wir gehen ja schon, haben ja auch noch ein kleines Stück Weg vor uns.
- Vielleicht könnten Sie uns noch sagen, wie wir zur Post kommen...?
- Die Straße runter.

Etang de BagesSie hat recht, es geht die Straße runter, dann noch ein bisschen hin und her durch das historische Zentrum, und schon habe ich mein Reisegeld gezogen. Unsere Pyrenäentour kann losgehen.

Die erste Kontaktaufnahme mit  dem Pfälzer fand übers Internet statt, und zum zweiten Mal nun radeln wir Seite an Seite, diesmal nicht - als Kennenlernspiel - über den heimatlichen Kandel, sondern entlang des Etangs de Bages, einer salzwasserhaltigen Bucht südlich von Narbonne. Salzablagerungen, weiß wie SchneeWie Schneeverwehungen glitzern die weißen Salzablagerungen in der Morgensonne. Schnell ist Narbonne samt seiner Bewohnerinnen in Vergessenheit geraten, zu berauschend ist der Anblick. In Peyrac, eine halbe Stunde später, gibt es den nächsten Schwung Croissants. Die Depots wollen gefüllt sein, ehe es in die Hügel der Corbières hineingeht.

Die D 611 schmiegt sich südwestlich entlang der Weinberge, und schon zeigt sich unser Gastland wieder so, wie man es kennt und liebt: kleine Straßen, wenig Verkehrkleine Straßen mit wenig Verkehr, von Felsen eingefasste Bachläufe im Sonnenlicht. Man müsste sich nicht unbedingt den Pyrenäen mit ihrem unberechenbaren Klima aussetzen, man könnte sich hier ganz geruhsam Tag für Tag eine neue Runde ausdenken und den Abend beim Apéritif am Mittelmeer ausklingen lassen. Wir wollten es aber anders.

Also rollen wir weiter, vorbei am Château de Padern. Wir  werfen von fern einen Blick aufs geschichtsträchtige Château de Quéribus, eine der Zufluchtstätten der Katharer während ihrer grausamen Verfolgung. Wir legen einen mittäglichen Stopp ein in Sichtweite der alles überragenden Katharerfestung Peyrepertuse. Der schönste und einzige Rastplatz, der sich anbietet, ist ein zypressengesäumter Friedhof. Ein stattliches Mausoleum mit Burgblick lädt zur Einkehr ein. Was den Toten und ihren Geistern gewährt wird, wissen auch die Lebenden zu schätzen. Ob wir einst auch so gediegen ruhen werden?Col de St. Louis

Von Kilometer zu Kilometer wird die Landschaft felsiger, einsamer. Die Reben der Corbières sind Kiefern- und Eichenwäldern gewichen. Die Pyrenäen rücken in Reichweite. Ein kleines Vorspiel bietet der Col de Saint-Louis mit weitem Blick ins Rund. Das Vorspiel hat ein Nachspiel: zwei Joghurts zu mittag, Hitze und Höhenmeter schlagen meinem Reisegefährten auf den Magen und der schlägt zurück. Erleichtert folgt er mir auf der kurvigen Abfahrt mit etwas Verzögerung ins Tal. Wir stoßen auf die D 117, die Hauptverkehrsstraße von Perpignan in den wilden Westen. Aber selbst hier ist der Verkehr zum Abend hin bescheiden.

Der gemeindeeigene Campingplatz von Axat liegt noch außerhalb, weit vor dem Ortskern. Wir stellen unsere Zelte auf und ich besorge im Ort alles Nötige für den Kochtopf. Die Verkäuferin im Geschäft ist zuvorkommend, geduldig und hübsch anzusehen obendrein. Das Ziel dieses Unternehmens ist aber nicht das Studium von weiblichen Persönlichkeitsmerkmalen, sondern die Berge. Die ersten richtigen stehen für den nächsten Tag auf dem Programm.

Strecke:

135 km

Zeit:

6:52 h

Schnitt:

19,7 km/h

Höhendifferenz:

1630 Hm

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