Südwestfrankreich 2002


Freiburg - Besançon

Die Idee, mit dem Rad ins Bordelais zu fahren, ging mir schon die letzten zwei Jahren durch den Kopf - seit ein damaliger Reisegefährte mich auf einer gemeinsamen Alpentour mit der Erzählung seiner eigenen fünftägigen Fahrt an die Atlantikküste im Südwesten Frankreichs mit der Idee infizierte. Viele Male hatte ich Frankreich von Ost nach West durchquert, zuerst per Anhalter, später mit dem Auto oder mit dem Zug - warum nicht mit dem Rad?

Besançon - Torcy

Dunkle Regenwolken veranlassen uns dazu, gleich nach dem Aufstehen die Zelte abzubauen und den Kaffee unter dem Vordach der sanitären Anlagen zu kochen. Camper in Jogginganzügen, Handtuch um den Hals, werfen uns argwöhnische Blicke zu. Bevor wir wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses verhaftet werden, schwingen wir uns auf die Räder. Mit uns verlässt ein etwa sechzigjähriger Radwanderer den Campingplatz, erzählt auf Nachfrage, dass er in Berlin gestartet ist mit Ziel Mallorca. Mich beeindrucken Menschen zutiefst, die so lange unterwegs sind ohne eine Begleitung, mit der man das Erlebte teilen kann. Respekt! Und gute Fahrt!

Torcy - Deux-Chaises

Das Gras und die Zelte sind noch feucht, als wir uns gegen 7 Uhr dem neuen Tag stellen. Wie gestern stammen die Zutaten zum Frühstück vom Vortag, was die Brotqualität zwar mindert, aber die Zeit bis zur Abfahrt verkürzt. Die Herausforderung einer solchen Tour besteht nicht zuletzt darin, seine Ansprüche auf die wichtigsten Dinge zu beschränken. Was mir schwer fällt, wenn es um frisches Baguette geht.

Deux-Chaises - St. Germain

Es ist noch finstere Nacht, als der Wecker um 6.30 h klingelt, unangenehm kalt und neblig obendrein. Wir zerlegen die Zelte und packen, soweit wie möglich, in der Hoffnung auf etwas mehr Licht und Wärme beim Frühstück. Die Kälte bleibt, mit dem Licht ist es nicht weit her, der Nebel erweist sich als beharrlich. Mit steifen Gliedmaßen kurbeln wir uns ein, machen die Lichter an.

St. Germain - Cardan

Der Tag beginnt um 6.15h, so haben wir es gestern Abend beschlossen, und tatsächlich sind wir kurz nach dem Wecksignal auf den Beinen. Wenn wir es schaffen, heute anzukommen, können wir den versäumten Schlaf morgen nachholen. Vor uns liegen noch mehr als 200 Kilometer auf welligem Terrain. Wo die hohen Berggipfel fehlen, erliegt man gerne dem Fehlschluss, dass die Höhenmeter nicht ins Gewicht fallen - umso größer ist die Enttäuschung, wenn die tatsächliche Kilometerleistung den Plänen hinterherhinkt.