Paris-Brest-Paris 2007


Prolog

"Le Paris-Brest": Worte, die auf französischen Zungen vergehen wie Krokant-Schokolade. Sie stehen für eine der traditionsreichsten und schwierigsten Marathonveranstaltungen, die im Amateur-Radsport ausgetragen werden: Die Fahrt von Paris ans Ende der Bretagne und zurück - über 1200 Kilometer bei 10 000 Höhenmetern in einem Non-Stop-Ritt.

Zweites Brevet: 300 Kilometer

Kaffee? Oh ja, gerne! Vermutlich hat die barmherzige Helferin des ACS Peugeot-Citroën nicht mehr geschlafen als wir, aber ihre Freundlichkeit um halb drei Uhr morgens ist bemerkenswert. Halb drei Uhr... Hinter uns liegen drei Stunden Halbschlaf irgendwo auf einem Rasenfleck des Sportgeländes, Seite an Seite mit unseren Rädern.

Drittes Brevet: 400 Kilometer

Dieser Wind! Er bläst von vorn, er bläst von der Seite. Aber die Temperaturen sind mild, und das stimmt optimistisch. Mein Optimismus reicht von den Haarspitzen über einen Gutteil des Gehirns bis zu den Fußnägeln. Locker pedaliere ich im Wind, gleich am Anfang ganz vorn, an der Spitze eines 37-köpfigen Feldes, allen Böen trotzend. Wild und herrlich!

Viertes Brevet: 600 Kilometer

Nur nichts überstürzen! Urban Hilpert und ich haben wieder auf dem Rasen des Sportgeländes übernachtet, um die frühe Anfahrt nach Mulhouse zu vermeiden. Um 3.20 Uhr geht der Wecker: rasch das Gepäck ins Auto geworfen, die Räder zusammengebaut, noch einen Happen zwischen die Kiemen gesteckt, prophylaktisch schon mal Sonnenmilch aufgetragen, die Brevetkärtchen bei der Anmeldung geholt.

Paris-Brest: 614 Kilometer

Schritt für Schritt rücken wir nach vorn, bis der Start nur noch wenige Dutzend Meter vor uns liegt. Kontrolleure kreisen durchs Feld, weisen uns an, die Lichter anzumachen. Nervosität liegt in der Luft. Vor einer halben Stunde habe ich, in der Warteschlange stehend, noch meine linke Schuhplatte nachjustiert, nun merke ich, dass das rechte Pedal mit der neuen Platte nur mit viel Kraft auslöst.

Brest-Paris: 613 Kilometer

Brest, 2.30 Uhr. Als ich mir die Ohrstöpsel entferne, glaube ich mich in einen Saal für experimentelle Musik versetzt: es ist ein Sägen, Husten, Schneuzen und Trompeten, dass ich mich wundere, wie hier überhaupt jemand schlafen kann. War der Saal mit seinen mehreren hundert Feldbetten vor drei Stunden noch fast leer, sind die Betten nun weitgehend belegt. Mir schaudert davor, wieder in meine nassen Klamotten zu steigen, aber was bleibt mir anderes übrig?