Grandes Alpes 2008


Montpellier - Sault

Ein Weinfeld, im Osten Montpelliers, eingeklemmt zwischen der D 189 und der D 24. Schwach noch leuchtet der Polarstern am erwachenden Sommerhimmel: nordwärts soll's gehen. Ich schüttle allerhand Getier vom nächtens hurtig errichteten Innenzelt, verstaue es samt Schlafsack und Isomatte in den Radtaschen. Trockene, mediterrane Sommerluft streicht durch die Reben. Die Tour kann beginnen.

Sault - Mens

Strahlender Sonnenschein holt mich zeitig aus meinem Zelt. Die Anstrengungen des gestrigen Tages sind verflogen, und ich mache mich ohne große Umschweife ans Packen. Der Campingplatz liegt außerhalb, und gemütlich lasse ich es in den Ort rollen, wo ich in der Bäckerei ein paar Croissants hole, die ich zum Milchkaffe im nächstliegenden Bistrot umgehend vertilge.

Mens - La Chambre

Anders als die letzten Tage koche ich mir heute früh meinen Kaffee selbst. Ein halbes Stündchen der Ruhe im gleißenden Morgenlicht, bevor mich der Asphalt wieder hat. Ein Blick auf die Landkarte: im Zickzack führt meine Route nach Nordost. Beim Verlassen des Zeltplatzes werde ich nach dem Woher und dem Wohin gefragt und erfahre, dass ab heute nicht mehr der Wind des Rhônetals die Regie fürt wie in den beiden vergangenen Tagen. Ich höre es gerne.

La Chambre - Bonneville

ch bin zeitig auf den Beinen, um vor dem ersten Ansturm meiner motorisierten Zeitgenossen den Großteil des nächsten Passes, dem Col de la Madeleine, hinter mir zu haben. Außer mir ist auf dem Campingplatz noch keine Menschenseele wach. Kein Wunder: eine Gruppe Jugendlicher hat gestern abend bis weit in die Nacht hinein auf dem Campingplatz mit Technogewummer ordentlich gefeiert - was es zu feiern gab, blieb mir verborgen - und trotz meiner Freude über die aufgeweckte Jugend heutzutage war an doch Schlaf erst zu denken, nachdem ich mir Oropax in die Ohren gestopft hatte.

Bonneville - Neuchâtel

Als ich vom Zähneputzen zurückkomme, haben meine beiden Engländer das Feld bereits geräumt. Für Anfänger eine außerordentliche Leistung. Wenn sie so weitermachen, erreichen sie Nizza schon in der nächten Woche... Kurze Zeit später ist auch für mich der Zeltplatz von Bonneville nur noch Erinnerung. Ich wähle den Weg übers Zentrum, und reihe mich in den Verkehrsstrom in Richtung Genf ein. Wie nicht anders zu erwarten, bin ich zwar der einzige Radfahrer, aber eben ganz und gar nicht der einzige Verkehrsteilnehmer.