Loire-Atlantique 2012


Freiburg - Champlitte

Nantes liegt im Süden der Bretagne an der Loire-Mündung und gilt unter Franzosen als coole Stadt. Für 2013 wurde sie zur europäischen Umwelthauptstadt ernannt. Zu den Atlantikstränden fehlen ihr zwar noch ein paar Dutzend Kilometer, die Richtung stimmt aber schon mal. Dennoch: alle guten Gründe, Hunderte von Flachlandkilometern auf mich zu nehmen, hätten mich wohl kaum zu dieser Tour bewegen können, wäre da nicht die Aussicht auf ein Wiedersehen mit einem alten Freund aus dem Westen Frankreichs und die nicht minder attraktive Aussicht auf ein paar gepflegte Urlaubstage am Atlantik nach jener Art, wie wir sie uns in den Jahrzehnten unserer Freundschaft bewahrt haben: baden, schlemmen, Rotwein trinken. Nächte am Strand, das Glitzern der Milchstraße über uns. Alle paar Jahre sei sie einem gestattet, die Illusion der Jugendlichkeit...

Champlitte - Clamecy

Im Schutz des Frühnebels baue ich mein Zelt ab. Im Gastrozelt des Campingplatzes ging es gestern Nacht noch recht hoch her und ich scheine der einzige zu sein, der sich zu dieser frühen Stunde auf den Beinen halten kann – abgesehen von den Hühnern, die rund um meine Niederlassung im aufgeweichten Boden freudig nach Würmern picken. Meine gestern Abend frisch ausgewaschenen Klamotten fühlen sich so an, als kämen sie eben aus dem Waschbecken.

Clamecy - Amboise

Zwangsläufig werde ich mit dem heutigen Morgen meinen Ruf als Zechpreller auffrischen. In der Rezeption ist noch kein Leben auszumachen, als ich mich mit Sack und Pack im Schritttempo von meinem Herbergsbetrieb verabschiede. Ich bin für meine Verhältnisse früh dran, auch wenn es bereits nach acht Uhr ist. Nein, niemand hier, der sich für einen kleinen Beitrag zum Erhalt dieses netten Campingplatzes intressieren würde. So breche ich also mit ramponiertem Karma auf zur vorletzten Etappe.

Amboise - Nantes

Das verbleibende Tagespensum erfordert, dass ich einigermaßen früh in die angetrockneten Radklamotten steige. In Sichtweite wird ein Heißluftballon gefüllt - was für ein Monstrum! Eine Handvoll Passagiere wird in Kürze damit abheben. Sie könnten beobachten, wie die Loire in der Morgensonne badet und in ihrer Nachbarschaft, in Amboise, ein einzelner Radfahrer das erstbeste Café ansteuert und ungeduldig sein Frühstück verzehrt. Wie er sich bald danach auf sein Rad setzt, um wieder Fahrt in Richtung Westen aufzunehmen.