Vinschgau 2004


Back to the roots

Das Erste, was mir an diesem Donnerstag ins Auge fällt, sind die Blumenteppiche im Ort Kirchzarten - nicht für mich, sondern weil heute Fronleichnam ist. Fast ausgestorbene Straßen an diesem Feiertagsmorgen, bereits kurz nach neun Uhr lässt die Wärme die Blütenpracht welken.

Auf meinem Programm stehen die Alpenpässe im Grenzgebiet von Österreich, Italien und der Ostschweiz.

Amuse-gueule

Der Morgen kommt zu früh. Ein Sonnenbrand auf der rechten Schulter sorgte für eine unruhige Nacht, und ich ärgere mich sehr, dass ich meine Gesundheit einer Sonnenmilch aus dem Supermarkt anvertraut habe.

Der bange Blick aus dem Fenster lässt erahnen, dass das vorherrschende Hoch der letzten Tage im Abklingen begriffen ist – der Himmel ist gewürzt mit Gewölk von schwarz bis hellgrau. Vereinzelt Blau. Die Luft ist warm, fast schwül.

Himmel und Hölle

Punkt halb acht sitze ich am Frühstückstisch in einer gemütlichen Stube. Ich lobe den vorzüglichen Honig der Region, worauf meine Wirtin erzählt, dass ihr Mann früher selbst Imker war. Die Sprache der Südtiroler ist eigenartig - warm und guttural. Wenn sie sich untereinander unterhalten, verstehe ich nur wenig. Sie füllt den Brotkorb noch mal auf ("Sie haben doch bestimmt noch Hunger"), wir kommen auf das Stilfser Joch zu sprechen, sie bedauert den Motorradtourismus. Jeden Tag ein, zwei Tote. Die jungen Leut' kommen von so weit, nur um hier zu sterben...

Abtritt

Ich bin der erste Gast im Frühstücksraum.

Kurz darauf gesellen sich drei junge Herren an den Nebentisch, Motorradfahrer wie sich herausstellt. Ich erfahre dabei, dass das Stilfser Joch vor drei Tagen noch gesperrt war, Surava im Albulatal offensichtlich war mein Timing optimal. Mit dem Rad dort hochzufahren, sei doch wohl recht anstrengend, meint der eine. Den meisten Leuten fällt zu diesem Thema nichts anderes ein.