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Walter Jungwirth

1000 Kilometer SüdenWalter Jungwirth - Tausend Kilometer Süden
Covadonga-Verlag, Taschenbuchausgabe, ca. 160 Seiten, EUR 9,80

 

Neues


Kochen unterwegs

Wenn ich auf meine Reisen meistens einen Kocher mitnehme, dann nicht als kulinarische Präzisionswaffe, sondern als begleitendes Utensil, das seine Dienste eher im Hintergrund verrichtet. Eine Kochmöglichkeit eröffnet zwar jede Menge Optionen, aber der Ehrlichkeit halber muss ich sagen, dass mir nach einem Tag auf dem Rad der Sinn nicht so sehr nach einem liebevoll ausgetüftelten Menü steht, sondern nach basaler Kost, die meist im Handumdrehen und ohne allzu viel Kopfzerbrechen im Kochtopf zusammengeschustert wird. Nicht zu unterschätzen ist jedoch vor allem die Aussicht auf Kaffee zum Tagesbeginn, ohne mir Gedanken über Lage und Öffnungszeiten des nächstliegenden Cafés machen zu müssen.

Bad Bellingen – Pontarlier

Von Freiburg nach Bad Bellingen nehme ich der Einfachheit halber den Zug – Sonntag früh um acht Uhr herrscht hier alles andere als Gedränge und während die Weinberge des Markgräflerlandes draußen vorüberziehen, kann ich in Ruhe nochmals meine Pläne durchdenken: Übers Jura – Maîche und Pontarlier – geht es am folgenden Tag über die Schweiz bis Genf und weiter zu den ersten Pässen hinter dem Genfer See – Col des Aravis und Col des Saisies – und anschließend irgendwie weiter Richtung Süden. Ich phantasiere vom Col du Galibier, vom Col de la Cayolle, vom Lac Serre-Ponçon, aber wer hätte es nicht schon erlebt, dass die hochfliegenden Pläne zu Beginn einer Radtour im Verlauf zurechtgestutzt werden mussten, weil das Rad eben ein Rad ist und sein Besitzer ein Mensch ist und in seinen Eingeweiden kein Automotor vor sich hin heult. Zum Glück.

Radfahren in Neapel

In Neapel wird nicht Rad gefahren, vielmehr, um genau zu sein, fast nicht. In den Stunden, die wir in Neapel verbracht haben, habe ich weniger als zehn Radfahrer gezählt, einer davon war allem Anschein nach ein deutscher oder holländischer Reiseradler, der sich hierher verirrt hatte. Statt dessen gibt es macchine, Autos. Wie Krebsgeschwüre metastasieren sie überall: ausgehend von den großen, vierspurigen Straßen, die nicht selten nach Gusto auf fünf oder sechs Spuren erweitert werden, weil sich der Neapolitaner auf diese Weise ein schnelleres Fortkommen erhofft, drängen sie bis in die kleinsten Gassen vor. Besonders sind sie natürlich auf den schmalen Gehwegen anzutreffen.

Paris-Brest-Paris 18.- 20. August 2019

Rambouillet, Kilometer 0, Sonntag, 16:04 Uhr. Rambouillet ist eine Kleinstadt südwestlich von Paris und strahlt mit seinen gepflasterten Gassen, Kneipen und Restaurants eine gewisse Nestwärme aus. An den Hausfassaden lehnen Hunderte von Räder, an denen Lichter befestigt sind und Taschen, mal vorne, mal hinten oder beides. Es sind die Räder der Randonneure, die hier in Kürze aufbrechen werden, weil sie prüfen wollen, ob es stimmt, dass man mit dem Rad in weniger als vier Tagen von Rambouillet nach Brest und zurück fahren kann. Vielleicht sind sie die Strecke schon einmal gefahren oder auch mehrfach, aber noch immer können sie nicht ganz fassen, dass es wirklich machbar ist.

In kleinen Schritten denken

Ganz, ganz langsam beschleichen den der Sache ergebenen Randonneur beim 400-Kilometer-Brevet beschwingte Ahnungen, dass da wieder was auf ihn zukommt: 2019 ist ein Paris-Brest-Paris-Jahr. Alle vier Jahre wird in der Szene das große Sommerfest gefeiert: man lässt‘s erneut ordentlich krachen zwischen Paris und Brest und baut im Übrigen darauf, dass angesichts der Unfassbarkeit der Herausforderung durch die öde Existenz mal wieder ein ordentlicher Ruck geht.

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