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Walter Jungwirth

1000 Kilometer SüdenWalter Jungwirth - Tausend Kilometer Süden
Covadonga-Verlag, Taschenbuchausgabe, ca. 160 Seiten, EUR 9,80

 

Neues


Freiburg – Rang

Ich habe einen guten Bekannten, der das Leben in all seinen Facetten liebt, besonders, wenn er mit seinem Rad im Süden unterwegs ist. Was er nicht so liebt, sind die Menschen, jedenfalls ab einer gewissen Anzahl, weil Menschen in größeren Zusammenhängen ganz allgemein – und nach seiner Meinung besonders hierzulande – mit ihrer grassierenden Regulierungswut die Komplexität des Daseins ins Unermessliche steigern – eine Erscheinung, die bei ihm Schwellungen am Hals hervorruft. Seit Jahren baut er darauf, dass endlich aus den Tiefen des Alls ein Komet auftaucht, der dem irdischen Treiben im Großen und Ganzen eine Ende setzt. Insgeheim geht er wahrscheinlich davon aus, dass er den Kometeneinschlag überlebt. Um bis dahin jedoch nichts zu verpassen, hat er seine berufliche Laufbahn für beendet erklärt und radelt durch die eine oder andere Ecke dieser Welt. Zwischendurch lässt er sich für ein paar Kaltgetränke in Deutschland sehen.

Ehrenrettung in Weiß

Angesichts der geradezu unüberschaubaren Flut an Radsportevents, die neuerdings aus dem Boden sprießen, mag man als Novize, geblendet von vierstelligen Kilometerzahlen oder anderen Superlativen, zur Meinung tendieren, dass es sich für dreihundert Kilometer kaum lohnt, die Kette zu ölen, und die alten Hasen, die es besser wissen müssten, fangen ohnehin erst bei 400 Kilometern an, sich die Beine zu rasieren – wenn überhaupt.

Das Leben macht keine Geschenke

Besonders dann, wenn mich zehn oder auch elf frisch polierte Ritzel anstrahlen, wird mir klar, dass unsereiner überhaupt keinen Grund hat, sich zu beschweren. Noch vor hundert Jahren wussten unsere Vorfahren nichts von Schaltungen am Rad - geschweige denn von Klickpedalen. Mit schwergängigem Material waren sie unterwegs auf unwegsamen Schotterstraßen, jahrelang und jahrzehntelang. Zu allem kam dann noch diese unsägliche Regierung von Nichtsnutzen an die Macht, die die Menschen in den Krieg statt zum Radfahren schickte.

Mondfinsternis Juli 2018

Das Paar zu meiner Linken gab sich im Großen und Ganzen vorbildlich: ordentliche Körperspannung, gepflegtes Wanderoutfit, vermutlich SUV unten auf dem Parkplatz, klare Ansagen: Wir würden uns gerne auf diese Bank hier setzen. Es ist die Bank auf der ich mich niedergelassen hatte. Da drüben wären auch noch freie Bänke..., wagte ich zu bemerken, schäbig wie ich bin, aber klar, diese Sitzgelegenheit musste es sein, mit dem Blick auf den Feldberg. Ich raffte also meine Sachen zusammen, um einem sozialen Miteinander Platz zu machen.

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